Dantes Inferno - Das deutsche Devil May Cry Forum

Normale Version: Körperlich und geistig eingeschränkte Menschen
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Ich würde gerne Mal ein politisches und gesellschaftliches Problem ansprechen, zumal weil ich Politikern den Tod wünsche und die Gesellschaft zu einem großen Teil sehr krasse Intoleranz zeigt.
Mit körperlich und geistig eingeschränkten Menschen meine ich Behinderte, aber ich finde dieses Wort ist abwertend, weshalb ich nach einem "schöneren" Ausdruck gesucht habe.
Um zum thema zu kommen:
1. Stellt euch vor ihr habt viel Geld für ein gutes Hotel am Strand bezahlt. Mit Euch reisen aber noch geistig behinderte Menschen an, die herumbrüllen und bis in die tiefste Nacht Krach machen. Außerdem kommen sie auf jeden Ausflug, der vom Hotel angeboten wird mit, wo ihr auch mit wollt. Was würdet ihr tun?

2. Wenn eine Firma eine bestimmte Größe erreicht hat muss sie mehr als 3% der Arbeitenden an Behinderten vorweisen, ansonsten muss siebis zu 300 Euro im Monat Strafe an den Staat zahlen. Aber ein Behinderter verdient normales Gehalt und kann vielleicht nicht alles leisten, was ein nicht Behinderter leisten kann. Zudem hat er mehr Urlaub und die Behindertengerechte Bau (z.B.Toiletten) ist teuer. Die Firmen müssen außerdem ein Amt (Name vergessen) um erlaubns bitten ob sie einen Behinderten kündigen dürfen oder nicht.
Fazit: Sowohl geistig Behinderte, als auch körperlich und chronisch Kranke (zu denen ich gehöre) werden ungern bis gar nicht eingestellt. Was kann dagegen unternommen werden?
zu Punkt 1: wenn ich davon ausgehe, dass ich mich im Urlaub erholen möchte, würde mich der Krach nachts schon ziemlich stören, und ich würde zusehen, dass ich da was gegen unternehme, entweder mich beschweren und erwarten, dass sie für Ruhe sorgen, oder den Urlabu, wenns zu unerträglich wird, abbrechen.
Bei aller Rücksichtnahme, aber da bin ich mir selbst der Nächste.
Es gibt davon abgesehen, fast überall behinderten gerechte Urlaubsdomizile, wo eben nicht die ganze Nachbarschaft in Mitleidenschaft gezogen wird.
Nunja, und normalerweise heißt Behinderung ja auch nicht zwangsläufig Krach rund um die Uhr, aber es ist natürlich immer mehr Geräuschpegel vorhanden, aber solang es im Rahmen ist....wayne juckts.

Punkt 2:
sehr schwierige Sache das Ganze, und ich kann jeden Chaf verstehen, der sich den Stress nicht antun will, aber für die Betroffenen ists natürlich ziemlich blöd.
Hab ja zehn Jahr im Hinniheim gearbeitet, und da war es so geregelt, dass die Leute tagsüber bei einer Einrichtung der Caritas gearbeitet haben, sie hatten also einen Job, haben auch ihre Knete verdient, allerdings abzüglich der Heimkosten, und hatten aber das Gefühl, nützlich zu sein. Die Arbeit war natürlich den Umständen angepasst, so dass auch schwerst körperlich behinderte Menschen dort arbeiten konnten, aber sie in die normale Arbeitswelt zu integrieren halte ich für zu schwierig ehrlich gesagt.
Darf ich mal so neugierig sein und fragen, welche Art von Handicap du hast? (musst aber nicht antworten, wenn du nicht magst)
Ich mach da kein Geheimnis draus, schließlich ist es ein kündigungsgrund, sollte ich das verschweigen:

Ich habe eine Colitis Ulcerosa, eine chronische Dickdarmentzündung seit meinem 11 Lebensjahr.
Das ist eine Immunkrankheit, die unter besonderen Umständen außer Kontrolle eraten kann und bis zu Operationen oder Darmentfernung kommen kann. Stress kann dabei eine kleine Rolle spielen.
Um diese Krankheit zu bekämfen schlucke ich bis zu 10 Tabletten am Tag, darunter auch gefährliches wie beispiesweise Cortison (bei meiner Version Decortin) und Immunhemmende Elemente wie Imurek.
Durch das Cortison wird viel in Mitleidenschaft gezogen: Augen können sich auf Dauer verschlechtern (was bei mir der Fall ist/war.), im Jugendalter verschieben sich die Zähne schlechter wenn man eine Spange trägt (nach fast 10 Jahren hab ichs hinter mir) und man wird natürlich nur ungern von Arbeitgebern gebommen, da man durch einen Schub (neuer Ausbruch der Entzündung) durchaus bis zu zwei Monaten nicht mehr arbeitsfähig ist. Achja! Man darf durch die Einnahme von Cortison auch nicht mehr alle Schmerzmittel und auch nur wenige Antibiotikumssorten nehmen.
Ich war bei meinem ersten Schub (11) mit ca 48 kg mit meiner Größe im Normalgwicht. Kaum drei Wochen später wog ich nur noch 36 kg. Ich konnte nicht mehr in die Schule, vor allem weil kein Schwein wusste was ich hatte. Das einzige Bekannte war, das es ernst war und sobald wie möglich behandelt werden musste. In diesem Zeugnis (Halbjahr, direkt darauf hatte ich Sommerferien) habe ich 28 eingetragene Fehltage. Hübsch nicht? An den Unterricht habe ich natürlich keinen Anschluss mehr gefunden und ich bin in die Realschule in der 6. Klasse gewechselt.
Seit dem hatte ich noch etwa 3 Schübe. Momentan nehme ich 5 mg Cortison am Tag, mit elf waren es 50.

Welcher Arbeitgeber stellt den so jemanden ein, wenn er einen Nichtkranken kriegen kann? Aber ein hübsches Krankheitsbild nicht wahr? Colitis Ulcerosa ist noch nicht einmal die schlimmste Variante; ich stand bei meiner ersten Schub kurz vor dem Morbus Chron.
Dante schrieb:zu Punkt 1: wenn ich davon ausgehe, dass ich mich im Urlaub erholen möchte, würde mich der Krach nachts schon ziemlich stören, und ich würde zusehen, dass ich da was gegen unternehme, entweder mich beschweren und erwarten, dass sie für Ruhe sorgen, oder den Urlabu, wenns zu unerträglich wird, abbrechen.
Bei aller Rücksichtnahme, aber da bin ich mir selbst der Nächste.
Es gibt davon abgesehen, fast überall behinderten gerechte Urlaubsdomizile, wo eben nicht die ganze Nachbarschaft in Mitleidenschaft gezogen wird.
Nunja, und normalerweise heißt Behinderung ja auch nicht zwangsläufig Krach rund um die Uhr, aber es ist natürlich immer mehr Geräuschpegel vorhanden, aber solang es im Rahmen ist....wayne juckts.
Es gab nämlich tatsächlich mal ein Pärchen, die sich bei einem nicht ganz so großen Lärm und Co Problem beschwert haben und schließlich den Reiseveranstalter verklagt haben. Sie bekamen das Geld zurück. Wären das Kinder gewesen, hätte das vermutlich anders audgesehen.
Zitat:Punkt 2:
sehr schwierige Sache das Ganze, und ich kann jeden Chaf verstehen, der sich den Stress nicht antun will, aber für die Betroffenen ists natürlich ziemlich blöd.
Hab ja zehn Jahr im Hinniheim gearbeitet, und da war es so geregelt, dass die Leute tagsüber bei einer Einrichtung der Caritas gearbeitet haben, sie hatten also einen Job, haben auch ihre Knete verdient, allerdings abzüglich der Heimkosten, und hatten aber das Gefühl, nützlich zu sein. Die Arbeit war natürlich den Umständen angepasst, so dass auch schwerst körperlich behinderte Menschen dort arbeiten konnten, aber sie in die normale Arbeitswelt zu integrieren halte ich für zu schwierig ehrlich gesagt.
Darf ich mal so neugierig sein und fragen, welche Art von Handicap du hast? (musst aber nicht antworten, wenn du nicht magst)
Naja, ich finde aber gerade für große Firmen wäre das kein Problem mehr behinderte einzustellen. Bei geistig Zurückgebliebenen, ok, ich wäre vermutlich auch überfordert, aber auch nie weil ich was mit ihnen zu tun hatte.
Aber nur weil jemand Dinge wegen seiner Körperlichen Beshaffenheit etwas nicht machen kann, wie z.B. Treppen nicht hochlaufen kann, oder nicht Zehnfingertippen kann, ist das kein Grund ihn von Vornherein auszuschließen zu mal das nicht bedeutet sie seien dumm.
Ich denke da gerade an diesen Professor im Rollstuhl der "Das Universum in der Nussschale" geschrieben hat. Wer behauptet der sei dumm soll so eine Leistung nachmachen!
Ahriman schrieb:Es gab nämlich tatsächlich mal ein Pärchen, die sich bei einem nicht ganz so großen Lärm und Co Problem beschwert haben und schließlich den Reiseveranstalter verklagt haben. Sie bekamen das Geld zurück. Wären das Kinder gewesen, hätte das vermutlich anders audgesehen.
möglicherweise, aber naja, der Reiseveranstalter hätte eben auch damit rechnen müssen, und wie gesagt, ich kann es igendwo verstehen, wenn ich so ne Reise bezahle, dann ja um mich zu erholen, und dann erwarte ich auch, dass das gewährleistet ist, dabei ists mir wurscht, ob es Behinderte sind, oder Kinder oder Baulärm, die das verhindern.

Zitat:Naja, ich finde aber gerade für große Firmen wäre das kein Problem mehr behinderte einzustellen. Bei geistig Zurückgebliebenen, ok, ich wäre vermutlich auch überfordert, aber auch nie weil ich was mit ihnen zu tun hatte.
das kommt auf die Art der Behinderung an. Du kannst einem "Mongölchen" (Down-Syndrom) durchaus kleinere Aufgaben stellen, die derjenige gut und zuverlässig bewältigen kann, aber es gibt eben auch viele geistige Behinderungen, die ständige Betreuung erfordern, das kannste in einer großen Firma knicken.

Zitat:Aber nur weil jemand Dinge wegen seiner Körperlichen Beshaffenheit etwas nicht machen kann, wie z.B. Treppen nicht hochlaufen kann, oder nicht Zehnfingertippen kann, ist das kein Grund ihn von Vornherein auszuschließen zu mal das nicht bedeutet sie seien dumm.
Ich denke da gerade an diesen Professor im Rollstuhl der "Das Universum in der Nussschale" geschrieben hat. Wer behauptet der sei dumm soll so eine Leistung nachmachen!
Stephen Hawking meinst du, einer der intelligentesten Männer der Welt. Nee, körperliche Behinderung hat nicht zwangsläufig auch Auswirkungen auf die Psyche, und ich kenne viele Spastiker, die vom IQ her auf einem völlig normalen Level liegen oder sogar drüber, und wenn man sich in deren Sprache eingehört hat, kann man auch durchaus interessante Gespräche führen und eine Menge Spaß haben (war btw die coolste Arbeit überhaupt in meinem Leben), aber gerade bei Menschen, die von Geburt am im Rolli hängen ist es oft so, dass die Psyche unter der Situation leidet, wie auch immer, sie sind oft schwer depressiv und gewisse Erfahrungen fehlen einfach. Das kann aber auch auf jeden gesunden Menschen zutreffen, insofern klar, man kann sich schon irgendwie auf einen Behinderten im Betrieb einstellen, aber es erfordert eben eine Umstellung und meistens eine finanzielle Einschränkung, weil derjenige eben weniger leistet, als ein "normaler" Mensch.
Jetzt stell dir mal vor, du bist Cheffe von ner großen Firma und an einer Ecke gibt es ständig einen Arbeitsausfall, das ist ärgerlich, also entscheidet man sich lieber für den der nicht ausfällt.
Aber es gibt auch Firmen, die aus dem Grund ungerne junge Frauen einstellen, weil sie ja schwanger werden könnten etc.
Viel machen kann man daran nicht, da müssten sich die Politiker ne Lösung einfallen lassen.
Ich habe mal Informationen aufgetrieben zu der Ausgleichsabgabe wie viel eine Firma zahlen muss sollte der Beschäftigtenstand unter den "Vorgegenenen" liegen:

Solange Arbeitgeber die vorgeschriebene Zahl von schwerbehinderten Menschen nicht beschäftigen (Beschäftigungspflicht, § 71 SGB IX), haben sie für jeden unbesetzten Pflichtplatz eine Ausgleichsabgabe zu entrichten (§ 77 Abs.1 Satz1 SGB IX).
Die Höhe der Ausgleichsabgabe beträgt je Monat und unbesetztem Pflichtplatz:

- 105 Euro bei einer Beschäftigungsquote ab 3% bis unter 5%
- 180 Euro bei einer Beschäftigungsquote ab 2% bis unter 3%
- 260 Euro bei einer Beschäftigungsquote unter 2%

Erleichterungen für kleinere Betrieb und Dienststellen: Arbeitgeber mit

- weniger als 40 Arbeitsplätzen müssen einen schwerbehinderten Menschen beschäftigen; sie zahlen jeden Monat weiterhin 105 Euro, wenn sie diesen Pflichtplatz nicht besetzen;

- weniger als 60 Arbeitsplätzen müssen 2 Pflichtplätze besetzen; sie zahlen 105 Euro, wenn sie nur einen Pflichtplatz besetzen, und 180 Euro, wenn sie keinen schwerbehinderten Menschen beschäftigen.

Erhebung der Ausgleichsabgabe: Zuständig ist as Integrationsamt (§102 Abs.1 Nr.1 SGB IX), ebenso für die Verwendung.

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH)


Ich kanns ja ehrlich gasagt nicht fassen...
So verdammt wenig müssen die zahlen. Und das Geld kommt noch nicht einmal den Behinderten zugute, oder wird gesammelt um eben diesen Firmen zum Behindertengerechten Aus/Umbau sondern kassiert mal wieder der Staat, damit die ihre 26% Lohnerhöhung auch bekommen.
O-O ich dachte ich hätte hier mal einen Post gemacht überleg..
Egal.. dann mache ich ihn eben jetzt.
Zwar ist das nicht mehr up to Date, aber in meiner Abteilung vorher hat eine Sprach- und leicht geistig behinderte Frau gearbeitet.

Arbeitgeber müssen ja je nach Konzerngroße eine gewisse Anzahl an Behinderten einstellen, sonst gibt's Buße. Was ich auch gut finde. Denn die, die noch Körperlich und geistig arbeite können wollen ja auch ihre Beschäftigung und wenn möglich ihr eigenes Geld verdienen. Gibt wohl nichts schrecklicheres, sein Leben lang abhängig zu sein.

Ich wollte nur anmerken, dass diese Frau einer der liebsten Menschen ist, den ich je getroffen habe. Ich glaube anfangs hatte sie etwas Angst vor mir. Aber wir haben uns gegen ende hin immer besser verstanden freu