Interessantes Thema, wenn es auch etwas kritisch ist.
Generell zum Bluttest würde ich sagen, ist das ein großer Fortschritt in der Medizin, denn schließlich könnte er die Fruchtwasseruntersuchung ablösen, die zu Fehlgeburten führen kann. Allerdings scheint er noch in der Entwicklung zu sein. Ich habe kurz einen Artikel überfolgen, in dem der Arzt meint, falls eine Frau sich aufgrund der Resultate zu einem Schwangerschaftsabbruch entscheidet, zur Sicherheit trotzdem noch eine Fruchtwasseruntersuchung zu machen.
Außerdem muss ein positives Ergebnis ja nicht zur Abtreibung führen. Die werdenen Eltern können sich aber so besser auf das Baby einstellen und vorbereiten.
Also ich stehe voll und ganz hinter dem Bluttest. Fragt sich jetzt nur, was die Ethik einem sagt, wie man mit dem Ergebnis umgeht.
Letztendlich entscheidet die Natur, ob jemand stirbt oder nicht, denn am Ende beißen wir alle ins Gras. Aber ich finde, es sollte auch ein Recht der Eltern sein, sich gegen ein behindertes Kind zu entscheiden. Nicht jeder kann die Last tragen - ob finanziell oder emotional. Die Freundin meiner Mutter hat ein Kind mit Muskelschwund. Inzwischen kann er die Arme nicht mehr bewegen und muss alle zwei Stunden nachts gewendet werden. Ihr Mann musste seinen Job aufgeben und sie trägt auch nicht nur die Last des Alleinverdieners. Dass die beiden sehr darunter leiden, sieht man sofort. ZB hat sie sich gegen ein zweites Kind entschieden, weil es eine 25 prozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass dieses Kind auch Muskelschwund haben wird.
Deshalb finde ich, dass man streng unterschieden sollte: Wann ist es für das Kind und dessen Eltern und wann nur eine Modeerscheinung?
Muskelschwund oder FOP (Versteinerung der Muskulatur) wären für mich Gründe, sogar eine Verpflichtung, dem Leid ein Ende zu setzen. Warum müssen wir in dieser Zeit mit all ihren medizinischen Möglichkeiten trotzdem diese Kinder zur Welt bringen, damit sich sich ein Leben lang quälen? Ich empfinde das eher als Folter und als Feigheit. Keiner will sich dafür verantworten, aus Angst davor als Kindermörder dazustehen.
Viel besser wäre es natürlich, wenn es Behandlungsmöglichkeiten gebe, aber momentan wird eher das Fortschreiten verlangsamt, bzw das Sterben leichter gemacht.
Anders bei Trisomie 13, 18, 21, etc. Bei mir auf Arbeit begegne ich manchmal eine Gruppe Betroffener. Das sind überaus fröhliche Menschen. Der eine sabbert zwar, doch auch dieser kann gehen und sein Leben genießen. Man muss halt sehen, in wieweit eine Erkrankung das Leben beeinträchtigt.
Die Integration solcher Menschen lässt leider noch zu wünschen übrig. In unserer von Selektion geprägten Gesellschaft werden sie nur zu gern auf Sonderschulen abgeschoben, wo sie dann versauern. Wir schieben nur zu gerne schwierige Fälle auf den nächsten ab, bis sie sich dann zwangsweise irgendwo sammeln und einen sozialen Brennpunkt bilden. Deshalb bin ich für Inklusion, falls das jemanden etwas sagt. Wiki hat ein
schönes Bild dazu, welches den Unterschied zur Integration gut verdeutlicht.
Wie man an den Beispielen von Samyaza erkennen kann, können speziell Menschen mit Trisomie einen Universitätsabschluss erlangen. Viele gehen einer Arbeit nach und meistern halbwegs selbstständig den Alltag. Allerdings wird es wahrscheinlich mehr schlechte Beispiele geben als gute. Die Erkrankung wird von Fall zu Fall unterschiedlich schwer ausgeprägt sein. Letztendlich sollte man eh bei jedem Ungeborenen neu entscheiden.
Zitat:Gilt es, das vermeintlich "gesündere" Potential der menschlichen Gene zu schützen?
Uff, da kann ich grad nicht ganz folgen. Was meinst du damit genau?
Letztendlich gilt das Prinzip des Stärkeren. Dass heutzutage fast jeder (irgendwie) überleben kann, ist eigentlich wider der Natur und hat Überbevölkerung und all ihre Konsequenzen als Nachteil. So gesehen sollte man da schon etwas stärker differenzieren. Das ist wie mit den Gymnasialklassen: Je mehr Kinder dort rein wollen, desto höher wird der Durchschnitt. Ich stand damals mit 1.7 auf der Kippe, ob ich nicht doch in eine Realschule komme, wohingegen mein Nachbar mit 3.8 mit offenen Armen empfangen wurde, weil er ein Kind aus dem Geburtenknick ist.
Gesündere Eltern bringen im Durchschnitt gesündere Kinder zur Welt und das ist es doch, was wir wollen: Gesunde, glückliche Kinder. Evolution schreitet so oder so heran, fragt sich nur, in welche Richtung.
Mutationen können die Chance sein, sich einer radikalen Umgebung anzupassen, aber die meisten sind es nicht. Autismus bringt geniale Menschen zur Welt, doch "Ca. 2/3 der Autisten sind geistig behindert, der übrige Teil wird als durchschnittlich intelligent eingestuft, wobei einige wenige als überdurchschnittlich intelligent gelten." (
Quelle)
Was ich damit sagen will, ist, dass man nur zu gern dazu neigt, einige wenige Einzelfälle zu betrachten und daran zu entscheiden, obwohl sich die Mehrheit ganz anders verhält.
Also Krankheit als Chance? Eher in seltenen Ausnahmen.
Wir sind zu viele Menschen. Kinder sind vom Geld und der Zeit her kostenintensiv, behinderte Kinder noch vielmehr. Nicht jeder kann und will diese enorme Verpflichtung, die ein behindertes Kind mit sich bringt, eingehen und da finde ich es gut, dass man als Eltern Chance und Recht zugestanden bekommt, über
ihr Leben zu entscheiden. Denn mir scheint so, als ob Eltern in mancher Hinsicht entmündigt und für inkompetent erklärt werden und ein Zellhaufen im Leib mehr Wert bekommt, als die Mutter drumrum.