Dante schrieb:Dazu kommt noch ein Aspekt, der eher in die biblische Richtung geht. Wir werden in die Welt geworfen, ohne bestimmen zu könne, wo wir landen, wie wir aussehen, wer wir sind, was uns erwartet. Wir haben keine Wahl, ob wir leben wollen, oder nicht, wir werden geboren, basta! Also warum sollten wir eine Wahl haben, wann wir sterben? Gibt es eine Bestimmung, die unser Schicksal schreibt, dann dürften wir nicht selber eingreifen, sondern müssen nehmen, was uns passiert. Und wenn es bestimmt ist, dass wir als Legume unser Leben fristen, oder Jahrzehnte lang unerträgliche Schmerzen leiden, dann büßen wir vielleicht damit für irgendwelche vorsintflutlichen Sünden...?
Das ist also der biblische/religiöse Aspekt, aber den sollte man nicht unberücksichtig lassen dabei.
Gerade den lasse ich außen vor. Es mag sein, dass wir keine Wahl haben, als wer wir geboren werden - das ist ganz klar eine Frage des religiösen Standpunktes -, aber wir haben eine Wahl, wann und wie wir abtreten wollen, zumindest in eingeschränkter Weise. Ich könnte jetzt nach diesen Zeilen hergehen und mir 'nen Strick nehmen, wenn mir danach wäre. Warum? Sachlich betrachtet: weil ich es kann. Ganz einfach. Es
ist möglich.
Wenn es, wie du überlegst, tatsächlich ein vorbestimmtes Schicksal gäbe, dann könntest du dich jetzt auch gelassen zurücklehnen und nie wieder irgendetwas tun, denn es ist ja alles vorgeschrieben und kommt, wie es kommen muss. Tust du das? Tut das irgendjemand von uns? (Ich fand das "Du" passend, nicht auf dich beziehen ^^)
Das überwiegend fast alle Religionen den Freitod als etwas Negatives abstempeln, sehe ich ganz einfach in der menschlichen Emotionalität begründet. Verlust=Schmerz=Vermeidungsverhalten - im Grunde nicht viel anders, wie jemand, der aus Fluchtgefühlen heraus in Gedanken mit seinem eigenen Tod spielt. ^^
Dark-Demon schrieb:Für mich ist das Thema schon fast einfach - weil ich es einfach leicht habe mit dem Thema "tod" umzugehen. nunja "fast"! schwieriger wirds natürlich durch Menschliche Entscheidungen,die den Tod beeinflussen: Suizid/Sterbehilfe
Wie würdest du reagieren, wenn es dein bester Kumpel wäre, der sterben will? Oder dramatischer, dein(e) Partner(in)?
ChiSan schrieb:Aber Sterbehilfe ist für Leute gedacht, die eigentlich nicht sterben wollen, aber durch eine Krankheit oder Alter es müssen. Es soll ihnen erleichtern von dieser Welt zu gehen und da hat jemand, der sich selbst umbringen will nichts zu suchen. Das wäre für die Menschen wie ein schlag ins Gesicht. Wenn man überlegt: Die würden wahrscheinlich noch gerne leben und da kommt ein 19 jähriges Mädchen und sagt sie hat keine lust mehr!
Es war weniger so gemeint, dass suizidale Personen Sterbehilfe erhalten sollen, als vielmehr, ob es vom ethischen Standpunkt aus gleichzusetzen ist, basierend auf der Tatsache des gleichen Wunsches. In Holland z.B. ist aktive Sterbehilfe erlaubt, wie es mit Suizid aussieht weiß ich nicht, aber da komme ich auf meinen Punkt weiter oben wieder zurück: es ist definitiv möglich. Die gesellschaftliche Meinung geht aber trotzdem weit auseinander. Im Grunde vergleiche ich also einfach nur den einen Leidensdruck oder Wunsch mit einem anderen.
Zitat:Sich selbst umzubringen ist für mich nicht mutig oder so etwas. es dauert meistens einen Augenblick (kommt natürlich auch auf die art an wie man sich umbringt, aber es dauert sicher kein Jahr)
Je nach Blickwinkel kann der Weg dorthin unter Umständen ein halbes Leben oder länger dauern ...
Dante schrieb:Kann ich von jemandem erwarten, dass er mir beim Sterben hilft? In dem Moment muss mir ja auch egal sein, wie der sich dabei fühlt, also darf ich das überhaupt jemandem zumuten, den das belasten könnte?
Das kann meines Erachtens nach nur jede Person, jedes Pärchen und jede Familie für sich selbst entscheiden. Beispiele (auch aus Krankenhäusern bez. lebensverlängernden Maßnahmen) finden sich genug, aber ein gesundes Bewusstsein und Offenheit sind sicher nicht verkehrt dabei.
Und zum Thema Patientenverfügung gibt's hier in Deutschland auch gerade mal seit zwei Jahren klarere Gesetze, die aber natürlich weiterhin für Diskussionsstoff sorgen ...
Kajal schrieb:Dann muss die verwandschaft dafür halt "herhalten" auf gut deutsch, oder soll man die person weiter leben lassen und die ganze zeit zugucken wie er/sie leidet?
Problem in DE: die Verwandschaft darf ohne gültige PatVerfü gar nicht eingreifen, sondern ist Gesetzbüchern, Ärtzen oder Betreuern ausgeliefert.
ChiSan schrieb:Und da kann ich dann eher nachvollziehen wenn jemand alt ist und sein Leben wirklich gelebt hat und nicht einfach aus Angst vor dem nächsten Tag oder weil er mal eine schlechte Phase in seinem Leben hatte entscheidet nicht mehr zu Leben.
Dark-Demon schrieb:Es sind meißt Emos oder Mobbingopfer,für die jeder tag nur die reinste Hölle ist... und es muss schon ein verdammt hartes Leben sein,wenn man lieber sterben möchte.
Wenn sich das "nur" auf sogenannte Heulsusen bezieht, mag es zutreffen. Bei ernsthaften psychischen Erkrankungen greift das nicht mehr, weil hier einfach zu viele chemische Prozesse im Hirn aus dem Ruder laufen, die so kleine, normale Dinge wie Antriebskraft, Freude oder Lust steuern bzw. (negativ) beeinflussen.
Zitat:naja also das "Game Over" kann jeder sehn,aber es ans Ziel schaffen ist nur den wenigsten gegönnt!
Das ist meiner Meinung nach Unsinn, das Ziel aka Ergebnis ist das das Selbe; tot ist tot, ob durch natürliche, eigene oder Fremdeinwirkung. Es sei denn, wir kämen wieder zum Glauben und Religionen zurück. ^^
Zitat:und bevor ich den game Over screen sehen will versuche ich ja doch lieber ins Ziel zu kommen,komme was wolle!
demnach empfinde ich " aufgeben" und selbstmord schwächer als weiterleben und sich seinen Problemen zu stellen
Ich find's interessant, wie stark dieses "ins Ziel kommen" in unserer Gesellschaft verwurzelt ist, die sich andererseits heutzutage oft vehement von klassischen Glaubenssystemen abwendet. Nicht prinzipiell auf dich bezogen, fiel mir nur gerade auf.
Dante schrieb:Ich schätze, man braucht dafür schon eine bestimmte Einstellung. ob es nun ein zerrüttetes Seelenleben ist, oder das Gefühl, nutzlos und überflüssig zu sein und sein Dasein nicht mehr ertragen zu können, und das über Jahre hinweg, so dass man nicht mehr von einer Phase reden kann, oder vielleicht sogar auch aus religiösen Gründen (Siehe Kamikazeattentäter zB), lass ich hierbei mal dahin gestellt.
Oder eine unbefriedigte Neugier dem Tod gegenüber, oder die feste Überzeugung, damit die ultimative Selbstbestimmung auszuleben(/sterben).
Dark-Demon schrieb:ich will nicht sagen dass mich dieses Buch rausgerettet hat,aber dieses buch war wirklich der tritt in den arsch und die ernüchterung die ich brauchte! alle streichelten nur meinen Kopf und sagten: alles wird schon wieder gut!
aber das Buch hat einfach realistisch bewiesen: Don,solang du deinen Arsch nich bewegst und was änderst,wirds auch nie besser werden!
Mitleid hilft selten, da stimm ich dir voll zu und auch in der Einstellung, dass man fighten muss. Das Buch kenne ich nicht, kann daher nicht viel dazu sagen, aber ich schätze, dass der Autor ähnlich gelagert ist und sein Leben lang gekämpft hat. Insofern mag das in den meisten Menschen etwas anregen, aber was sagst du den Personen, die vielleicht nie kämpfen gelernt haben, deren Umstände (familiäre oder persönliche) derart prägend waren, dass sie nie gelernt haben, auf sich zu achten oder sich ein Leben zu erarbeiten?
Btw. ich schweife auch auf die Psycho-Schiene ab, wo ich gar nicht so deutlich hin wollte. Aber das lässt sich thematisch auch nicht ganz trennen.
Ahriman schrieb:Aber woher weiß die Person, wann es Zeit ist zu sterben? Und da läge bei mir der Punkt wo ich alles von mir weise würde, wenn mich jemand darum bittet.
Gute Frage. Inneres Gefühl, jahrelanger Weg dorthin oder am Ende doch eine Affekthandlung aus dem Bauch heraus?
Zitat:Es ist eine egoistische Einstellung, das ist mir völlig bewusst. Aber mir fällt es schwer abzuwiegen einen Freund zu töten (ich rede von aktiver Sterbehilfe, wie z.B. Dantes Wunsch durch ein Schwert zu sterben, oder jemandem zu helfen die Schlinge um den Hals zu kriegen) und ihm damit einen wirklich wichtigen Wunsch zu erfüllen und mir damit mein Leben schwer zu machen oder ihm den Wunsch zu verweigern - zum Selbstschutz.
Ich denke, die Gewissensbisse bleiben, egal bei welcher Entscheidung, mit dem einzigen Unteschied, dass beim Verweigern kein Verlustgefühl vorhanden wäre und unser Gehirn, aufgrund von Konstitution, Prägung, dafür die passenden Botenstoffe als Belohnung aussenden würde.
Zitat:Gott sein ist schön und gut, aber wenn man das Leben einer Person in der Hand hat, die man gern hat, ist das ein ganz anderes Kaliber.
So ähnlich stellt sich die Situation für mich dar.
Was tut man, wenn gute Freunde einen vor solche Tatsachen stellen oder vor den Gedanken, wie es von heut auf morgen ohne sie wäre? Da geht meine Überzeugung, dass jeder seinen freien Willen leben und beenden darf, wie er will, überhaupt nicht konform mit dem Egoisten in mir und vermutlich würde ich rein aus dem Bauch heraus entscheiden, ob ich versuchen würde, sie zu stoppen, oder sie mich überzeugen könnten, dass es keine, an aktuelle Ereignisse gekoppelte, Affekthandlung wäre.
Einerseits habe ich großen Respekt für sie (im Rahmen Derer und ihrer Entscheidungen gesprochen, die ich kenne), andererseits teile ich ihre Ambitionen nicht, obgleich ich an dem Thema Tod an sich Interesse habe. Witziger Weise komme ich aber gedanklich immer wieder an den selben Punkt, nämlich dass das Geschehen das Gleiche bleibt, die Erfahrung die Gleiche (Betroffene, wie Angehörige), wenn auch durch einen anderen Auslöser.